
Steuerfachwirtin: Ausbildung und Karrierechancen im Steuerwesen

Julia Müller
Die Steuerfachwirtin: Mehr als nur eine Weiterbildung
Die Fortbildung zur Steuerfachwirtin (bzw. zum Steuerfachwirt) ist ein anerkannter Abschluss im deutschen Steuerwesen und stellt eine wichtige Karrierestufe für Steuerfachangestellte dar. Sie qualifiziert für anspruchsvollere Aufgaben in Steuerkanzleien und Unternehmen und ist oft ein Sprungbrett für weitere berufliche Ziele, wie die Steuerberaterprüfung.
Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung
Um zur Steuerfachwirtprüfung zugelassen zu werden, müssen in der Regel folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Abschluss als Steuerfachangestellte/r: Eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung ist die Basis.
- Berufspraxis: Nach der Ausbildung müssen mindestens drei Jahre praktische Tätigkeit bei einem Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt oder einer entsprechenden Gesellschaft nachgewiesen werden.
Alternative Zulassungswege:
- Ein abgeschlossenes wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Hochschulstudium oder ein anderer kaufmännischer Berufsabschluss mit entsprechender, mehrjähriger Berufspraxis im Steuerwesen kann ebenfalls zur Prüfung qualifizieren. Die genauen Anforderungen können je nach zuständiger Steuerberaterkammer leicht variieren.
Inhalte der Fortbildung und Prüfung
Die Vorbereitung auf die Prüfung erfolgt meist berufsbegleitend über spezielle Lehrgänge (Abend-, Wochenend- oder Fernkurse) und dauert in der Regel 1,5 bis 2 Jahre. Die Prüfung selbst wird von den Steuerberaterkammern abgenommen und umfasst schriftliche Klausuren sowie eine mündliche Prüfung.
Prüfungsfächer (schriftlich):
- Steuerrecht I: Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer
- Steuerrecht II: Umsatzsteuer, Erbschaft-/Schenkungsteuer, Bewertungsrecht, Abgabenordnung
- Rechnungswesen: Buchführung, Bilanzierung nach Handels- und Steuerrecht, Jahresabschlussanalyse, Kosten- und Leistungsrechnung
Mündliche Prüfung:
- Präsentation eines Themas aus den Prüfungsfächern und anschließendes Fachgespräch.
Die Prüfungsinhalte gehen deutlich über das Wissen aus der Ausbildung zur/zum Steuerfachangestellten hinaus und erfordern ein tiefgehendes Verständnis der Materie.
Aufgaben und Tätigkeitsfelder
Steuerfachwirtinnen übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben:
- Erstellung von komplexen Finanzbuchhaltungen
- Erstellung von Lohn- und Gehaltsabrechnungen
- Vorbereitung und Erstellung von Jahresabschlüssen (Handels- und Steuerbilanzen)
- Erstellung von Steuererklärungen für Unternehmen und Privatpersonen
- Prüfung von Steuerbescheiden und Einlegung von Rechtsbehelfen
- Beratung von Mandanten in steuerlichen Standardfragen
- Unterstützung des Steuerberaters bei komplexeren Sachverhalten
- Organisation von Kanzleiabläufen, Teamleitung
Sie arbeiten meist in Steuerberatungs- oder Wirtschaftsprüfungskanzleien, können aber auch in Steuerabteilungen von Unternehmen tätig sein.
Karrierechancen und Gehalt
Der Abschluss als Steuerfachwirtin verbessert die Karrierechancen erheblich. Er ermöglicht die Übernahme von mehr Verantwortung, Führungsaufgaben und oft auch eine deutliche Gehaltssteigerung im Vergleich zu Steuerfachangestellten. Zudem verkürzt der Abschluss die erforderliche Berufspraxis für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung von zehn auf sieben Jahre.
Fazit
Die Fortbildung zur Steuerfachwirtin ist eine lohnende Investition in die berufliche Zukunft für engagierte Steuerfachangestellte. Sie erweitert das Fachwissen erheblich, qualifiziert für anspruchsvolle Tätigkeiten und eröffnet attraktive Karrierewege im Steuerwesen, einschließlich der Möglichkeit, die Steuerberaterprüfung anzustreben.