Künstliche Intelligenz in der Steuerberatung: Fluch oder Segen?

Julia Müller
Taxaro-Redaktion

Übersicht

Die Digitalisierung hat in vielen Branchen Einzug gehalten und revolutioniert nun auch die Steuerberatung. Künstliche Intelligenz (KI oder AI) steht im Zentrum dieser Transformation und bietet innovative Lösungen für altbekannte Herausforderungen. Doch wie bei jeder technologischen Innovation gibt es auch bei der KI in der Steuerberatung sowohl Befürworter als auch Kritiker. Ist die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Steuerberatung also ein Fluch oder ein Segen? Dieser Beitrag nimmt sich einer Betrachtung der verschiedenen Aspekte dieser Frage an.

Potenziale der Künstlichen Intelligenz in der Steuerberatung

Effizienzsteigerung und Fehlerreduktion

Durch den Einsatz von KI können Steuerberater ihre Arbeitsprozesse erheblich effizienter gestalten. KI-Systeme sind spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT im Jahr 2022 in der Lage, große Mengen an Daten sehr schnell zu analysieren und zu verarbeiten. Dies führt zu einer deutlichen Zeitersparnis bei der Datenaufbereitung und insbesondere der Datenanalyse. Dabei können KI-Systeme insbesondere helfen, menschliche Fehler zu minimieren, indem sie Daten auf Inkonsistenzen oder ungewöhnliche Muster überprüfen.

Personalisierte Mandantenberatung

KI-Technologien ermöglichen eine tiefere und genauere Analyse der finanziellen Situation von Mandanten. Durch die Nutzung von Predictive Analytics können Steuerberater maßgeschneiderte Beratung anbieten, die auf den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Mandanten basiert. Dies führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit und stärkt die Mandantenbindung.

Automatisierung von Routineaufgaben

Ein weiterer Vorteil der KI in der Steuerberatung ist die (Teil-)Automatisierung von monotonen und zeitaufwendigen Routineaufgaben, wie die Dateneingabe oder die Erstellung von Steuererklärungen. Dies ermöglicht Steuerberatern, sich auf komplexere und wertschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren.

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Wie relevant sind ChatGPT und andere Systeme der Künstlichen Intelligenz heute und in Zukunft für die Steuerberatung?

ChatGPT und andere Künstliche-Intelligenz-Systeme sind zunehmend relevant für die Steuerberatung, sowohl heute als auch in der Zukunft. Mehr als zwei Drittel der Steuerberater und zwei Drittel der Mitarbeiter in großen Kanzleien betrachten KI als relevant oder sehr relevant für ihre tägliche Arbeit (Quelle). Künstliche Intelligenz wird voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren mindestens Standardaufgaben teilweise übernehmen – eine Ansicht, die sowohl in großen als auch in kleinen Steuerkanzleien geteilt wird.

Die Einstellung zur KI variiert je nach Alter, Geschlecht und Kanzleigröße. Jüngere Mitarbeiter und und Mitarbeiterinnen größerer Kanzleien stehen KI aufgeschlossener gegenüber. Zweidrittel der größeren Kanzleien betrachten KI-Tools als unvermeidliches und effizientes Hilfsmittel für die Zukunft. Im Gegensatz dazu haben derzeit zwei Drittel der kleineren Kanzleien noch wenig bis kein Interesse an KI.

In den nächsten fünf Jahren erwartet eine Mehrheit der Steuerberater, dass KI ihren Arbeitsalltag beeinflussen wird. Sie glauben, dass KI bei Standardaufgaben unterstützen und die Effizienz der Arbeitsprozesse verbessern wird. Einige hoffen, dass KI bei Routineaufgaben hilft und bei der Korrespondenz sowie beim Kontieren und Verbuchen von Rechnungen unterstützt.

Angesichts des Fachkräftemangels und des bevorstehenden Generationswechsels in vielen Steuerkanzleien könnte der sinnvolle Einsatz von KI ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein. So hoffen Dreiviertel der Steuerberater, dass KI dabei helfen wird, dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Herausforderungen und Bedenken

Datenschutz und Sicherheit

Mit der Einführung von KI-Systemen in der Steuerberatung ergeben sich auch neue Herausforderungen in Bezug auf den Datenschutz und die Datensicherheit. Die Verarbeitung sensibler finanzieller Daten durch KI erfordert höchste Sicherheitsstandards und eine strenge Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen. Themen, die bislang noch nicht abschließend geklärt sind.

Arbeitsplatzverluste

Ein häufig geäußertes Bedenken ist die Befürchtung, dass die Automatisierung durch KI zu Arbeitsplatzverlusten führen könnte. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass KI eher als Werkzeug gesehen werden sollte, das die Arbeit von Steuerberatern unterstützt und ergänzt, statt sie zu ersetzen.

Hohe Implementierungskosten

Die Einführung von KI-Technologien kann mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden sein. Nicht alle Steuerberatungskanzleien verfügen über die finanziellen Mittel oder das technische Know-how, um diese Investition zu tätigen. Dies könnte zu einer digitalen Kluft zwischen großen und kleinen Kanzleien führen.

Fazit

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Steuerberatung bietet zahlreiche Chancen, um Effizienz zu steigern, die Qualität der Beratung zu verbessern und neue Dienstleistungen anzubieten. Gleichzeitig dürfen die Herausforderungen und Bedenken nicht ignoriert werden. Datenschutz, Datensicherheit und ethische Fragen müssen sorgfältig adressiert werden, um das volle Potenzial der KI in der Steuerberatung ausschöpfen zu können. Ob KI in der Steuerberatung letztendlich als Fluch oder Segen gesehen wird, hängt also davon ab, wie diese Herausforderungen gemeistert und die Technologie verantwortungsvoll eingesetzt wird.